Mittwoch, 22. September 2010

Bodenverbesserung - Traditionsbruch mit Geduld

das ging mir schon vor längerer Zeit mal durch den Kopf...

Klassische Bearbeitung

Noch vor meiner Zeit war der (mein) Garten ein reiner Nutzgarten. Ein Jahrhundert lang wurde ganz klassisch bestellt und bearbeitet. Der Garten wurde vollständig umgegraben. Für Frühaussaaten bereits im Herbst. Es wurde Mist untergegraben und die groben Schollen lagen den Winter über und wurden durch Frost und Tau kleingebrochen. Der andere Gartenteil, meist für Spätaussaaten, wurde im Frühjahr umgegraben, teilweise auch mit Mist, geeggt und geharkt. Einige Pflanzen haben auch mineralischen Dünger erhalten. Also im Prinzip landwirtschaftliche biologisch-dynamische Bearbeitung im Kleinformat.

Ohne Dünger geht nichts

Mein einer Nachbar wirtschaftet noch immer so. Er hat gute Erträge. Aber das würde wohl nicht so funktionieren, wenn er nicht regelmäßig Jahr für Jahr die verschiedensten Mineraldünger aufbringt. Der Boden ist nur Substrat.

Fruchtfolge reicht nicht

Es gab schon immer Stellen im Garten, die weniger ertragreich waren als andere. Stallmist und Mineraldünger haben vermutlich nur dazu beigetragen, daß die Pflanzenversorgung nicht schlechter wurde im Laufe der Jahre.

Dann lag der Garten zwei Jahre vollständig brach. Mannshohes Unkraut im gesamten Garten. Als ich dann begonnen habe, Gemüsefelder zu erschließen, war es sehr aufwändig. Ich habe sehr schnell bemerkt, daß es erhebliche Unterschiede in den von mir ausgewählten, nicht zusammenhängenden Bereichen gab. Überall habe ich gleich gewirtschaftet: Kompost untergearbeitet, Starkzehrer, im Folgejahr mit Holzasche(*) gedüngt, Mittelzehrer und im dritten Jahr Schwachzehrer/Leguminosen bzw. Gründüngung. Dann wieder von vorn. Aber ich wollte nicht jedes Jahr alles immer wieder umgraben. Ich habe nur noch gegrubbert und gehackt. Mir war dabei klar, daß es eine Weile dauert, bis ich durch den Kompost den Boden etwas verändere. Es gab auch weiterhin Ertragsunterschiede zwischen einzelnen Feldern.

Veränderung zeigt Wirkung

Doch dann fiel mir bei einem Feld auf, daß irgend etwas mit dem Boden zusätzlich nicht stimmen kann. Die Kartoffeln dort waren schorfig, ein Jahr später waren die Möhren zu über 50% Matsch (im Boden!). Das hat mich richtig geärgert. Im darauffolgenden Jahr habe ich dieses Feld nicht mehr genutzt. Alles Unkraut, was im Garten anfiel, habe ich dort abgelegt. Ab und an habe ich es beiseite geschoben und gegrubbert um das dort aufgehende Unkraut nicht weiter wachsen zu lassen. Im zweiten Jahr lag noch immer eine schon etwas kleiner gewordene Schicht des Unkrautmulchs darauf, aber ich brauchte schon nicht mehr so häufig grubbern. Im dritten Jahr habe ich Bohnen gelegt. Die brauchen keine tief lockere Erde und sind obendrein Stickstoffsammler (Leguminosen). Das alles hat tatsächlich geholfen. Ich konnte wieder Kartoffeln anbauen, ohne daß sie schorfig wurden. Diese Erkenntnis hat mich nicht wirklich überrascht, aber doch meine Einstellung geändert.

Es ist ja meist so. Auch wenn man etwas liest, ist es viel nachhaltiger, wenn man es selbst beobachten kann und erlebt. Seit dem bleibt das gehackte oder gejätete Unkraut einfach liegen und landet nicht mehr bei den Hühnern oder im Kompost. Erstaunlicherweise verstehen das einige Leute nicht, die den Garten sehen und vielleicht noch die "klassische" Bewirtschaftung im Kopf haben.

Mulchen ist nicht gleich mulchen

... das habe ich inzwischen auch schon irgendwo gelesen. Manche machen daraus sogar recht spitzfindige Wortklaubereien. Aber im Prinzip haben sie ja Recht. Rindenmulch zum Beispiel legt man aus, um den Boden vollständig zu bedecken, ihn vor zu schnellem Austrocknen zu schützen und Unkraut zu unterdrücken. Die Unkräuter oder andere Pflanzenreste einfach auf dem Boden locker liegenzulassen ist keine vollständige Abdeckung des Bodens. Manche nennen das Boden füttern. Ich warte lieber noch, bis sich jemand dafür ein schönes Wort ausdenkt. Ich nenne es leichtes Mulchen. Und das hilft wirklich.

Kleinexperiment bringt Bestätigung

Daß der Erfolg mir Recht gibt, zeigt auch mein diesjähriges Kleinexperiment. Ich habe ein ehemaliges Spargelfeld, reiner Sand, völlig ausgemergelt, zweigeteilt. Auf der einen Hälfte habe ich zentimeterdick Kompost aufgetragen und nur ganz leicht eingearbeitet. Die Gurken, die dort dieses Jahr gewachsen sind, fanden das offensichtlich klasse. So viele Gurken hatte ich noch nie. Auch Unkraut ist zumindest in diesem Jahr dort so gut wie garnicht aufgegangen. Aber im Grunde habe ich nur eine neue Schicht Erde aufgeschüttet. Darunter war der alte Boden noch knüppelhart. Das hatte ich bemerkt, als ich die unterschiedlich dicht aufgegangenen Gurken versetzen wollte. In die Kompostschicht bin ich mit dem Finger sehr leicht gekommen. Darunter wurde es sehr schwierig, knüppelhart eben.

Die zweite Hälfte des Feldes habe ich so gelassen. Ich habe einige Selbstaussäer aus anderen Gartenteilen zusammengesammelt und bunt durcheinander gepflanzt. Mangold, Dill, Pflücksalat, Sonnenblume, Ringelblume. Dazwischen habe ich Tomaten, Radieschen und Rote Beete gepflanzt bzw. gesät. Dann habe ich die Zwischenräume ganz leicht mit Rasenschnitt belegt. Immer wieder. Und immer nur ganz leicht. Das aufgehende Unkraut wurde herausgezogen und abgelegt. Der erste Rasenschnitt, den ich aufgelegt hatte, vertrocknete und lag sehr lange. Im Laufe der Zeit verschwand der neu abgelegte Rasenschnitt dann schneller. Ab und an habe ich mit Brennesseljauche gegossen. Und der Boden ist tatsächlich schon ganz leicht - an der Oberfläche - krümeliger und nicht mehr so hart. Bis auf den Mangold, der arge Schwierigkeiten hat, scheinen auch alle Pflanzen ganz gut klarzukommen. Eine Riesenernte hatte ich nicht, aber ich habe den Eindruck, was ich mit einer dicken Kompostschicht erreicht habe, erreiche ich in einigen Jahren auch mit leichtem Mulchen.

Geduld und Traditionsbruch

Auch wenn man natürlich an verschiedenen Stellen liest, wie gut und nützlich leichtes Mulchen ist, so ist es doch schon schön, wenn man das selbst erlebt. Und wenn man kleine Veränderungen selbst bemerkt, erkennt man auch, daß Veränderungen nicht schnell wirken können, wenn sie nachhaltig sind. Die einzige "Schwierigkeit" besteht eigentlich nur darin, dies anderen zu erklären. Doch das ist wohl häufig so, wenn mit einer Tradition gebrochen wird. Weitergabe von Erfahrung wird erst (wieder) Tradition, wenn sich die Erkenntnis in der Menge verbreitet hat. Ich beziehe mich dabei mit ein.

* Nachtrag
Es bleibt nicht aus, daß beim Düngen mit der Holzasche auch kleinere Stückchen Holzkohle mit in den Boden eingearbeitet werden. Diese wurden im Laufe der Jahre kleiner (vermutlich durch die Wintererosion) und ich bemerkte auch, daß sich an den kleinen Holzkohlestückchen Erde verklebte und der Boden insgesamt etwas feuchter erschien. Dies hatte ich aber eher so am Rande registriert, ohne daß ich damals daraus sofort weitere Schlüsse gezogen hatte.

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