das ging mir schon vor längerer Zeit mal durch den Kopf...
 Klassische Bearbeitung
Noch vor meiner Zeit war der (mein) Garten ein reiner Nutzgarten. Ein  Jahrhundert lang wurde ganz klassisch bestellt und bearbeitet. Der  Garten wurde vollständig umgegraben. Für Frühaussaaten bereits im  Herbst. Es wurde Mist untergegraben und die groben Schollen lagen den  Winter über und wurden durch Frost und Tau kleingebrochen. Der andere  Gartenteil, meist für Spätaussaaten, wurde im Frühjahr umgegraben,  teilweise auch mit Mist, geeggt und geharkt. Einige Pflanzen haben auch  mineralischen Dünger erhalten. Also im Prinzip landwirtschaftliche  biologisch-dynamische Bearbeitung im Kleinformat.
 Ohne Dünger geht nichts
Mein einer Nachbar wirtschaftet noch immer so. Er hat gute Erträge. Aber  das würde wohl nicht so funktionieren, wenn er nicht regelmäßig Jahr  für Jahr die verschiedensten Mineraldünger aufbringt. Der Boden ist nur  Substrat.
Fruchtfolge reicht nicht
Es gab schon immer Stellen im Garten, die weniger ertragreich waren als  andere. Stallmist und Mineraldünger haben vermutlich nur dazu  beigetragen, daß die Pflanzenversorgung nicht schlechter wurde im Laufe  der Jahre.
Dann lag der Garten zwei Jahre vollständig brach. Mannshohes Unkraut im  gesamten Garten. Als ich dann begonnen habe, Gemüsefelder zu  erschließen, war es sehr aufwändig. Ich habe sehr schnell bemerkt, daß  es erhebliche Unterschiede in den von mir ausgewählten, nicht  zusammenhängenden Bereichen gab. Überall habe ich gleich gewirtschaftet:  Kompost untergearbeitet, Starkzehrer, im Folgejahr mit Holzasche(*)  gedüngt, Mittelzehrer und im dritten Jahr Schwachzehrer/Leguminosen bzw.  Gründüngung. Dann wieder von vorn. Aber ich wollte nicht jedes Jahr  alles immer wieder umgraben. Ich habe nur noch gegrubbert und gehackt.  Mir war dabei klar, daß es eine Weile dauert, bis ich durch den Kompost  den Boden etwas verändere. Es gab auch weiterhin Ertragsunterschiede  zwischen einzelnen Feldern.
Veränderung zeigt Wirkung
Doch dann fiel mir bei einem Feld auf, daß irgend etwas mit dem Boden  zusätzlich nicht stimmen kann. Die Kartoffeln dort waren schorfig, ein  Jahr später waren die Möhren zu über 50% Matsch (im Boden!). Das hat  mich richtig geärgert. Im darauffolgenden Jahr habe ich dieses Feld  nicht mehr genutzt. Alles Unkraut, was im Garten anfiel, habe ich dort  abgelegt. Ab und an habe ich es beiseite geschoben und gegrubbert um das  dort aufgehende Unkraut nicht weiter wachsen zu lassen. Im zweiten Jahr  lag noch immer eine schon etwas kleiner gewordene Schicht des  Unkrautmulchs darauf, aber ich brauchte schon nicht mehr so häufig  grubbern. Im dritten Jahr habe ich Bohnen gelegt. Die brauchen keine  tief lockere Erde und sind obendrein Stickstoffsammler (Leguminosen).  Das alles hat tatsächlich geholfen. Ich konnte wieder Kartoffeln  anbauen, ohne daß sie schorfig wurden. Diese Erkenntnis hat mich nicht  wirklich überrascht, aber doch meine Einstellung geändert.
Es ist ja meist so. Auch wenn man etwas liest, ist es viel nachhaltiger,  wenn man es selbst beobachten kann und erlebt. Seit dem bleibt das  gehackte oder gejätete Unkraut einfach liegen und landet nicht mehr bei  den Hühnern oder im Kompost. Erstaunlicherweise verstehen das einige  Leute nicht, die den Garten sehen und vielleicht noch die "klassische"  Bewirtschaftung im Kopf haben.
Mulchen ist nicht gleich mulchen
... das habe ich inzwischen auch schon irgendwo gelesen. Manche machen  daraus sogar recht spitzfindige Wortklaubereien. Aber im Prinzip haben  sie ja Recht. Rindenmulch zum Beispiel legt man aus, um den Boden  vollständig zu bedecken, ihn vor zu schnellem Austrocknen zu schützen  und Unkraut zu unterdrücken. Die Unkräuter oder andere Pflanzenreste  einfach auf dem Boden locker liegenzulassen ist keine vollständige  Abdeckung des Bodens. Manche nennen das Boden füttern. Ich warte lieber  noch, bis sich jemand dafür ein schönes Wort ausdenkt. Ich nenne es  leichtes Mulchen. Und das hilft wirklich.
Kleinexperiment bringt Bestätigung
Daß der Erfolg mir Recht gibt, zeigt auch mein diesjähriges  Kleinexperiment. Ich habe ein ehemaliges Spargelfeld, reiner Sand,  völlig ausgemergelt, zweigeteilt. Auf der einen Hälfte habe ich  zentimeterdick Kompost aufgetragen und nur ganz leicht eingearbeitet.  Die Gurken, die dort dieses Jahr gewachsen sind, fanden das  offensichtlich klasse. So viele Gurken hatte ich noch nie. Auch Unkraut  ist zumindest in diesem Jahr dort so gut wie garnicht aufgegangen. Aber  im Grunde habe ich nur eine neue Schicht Erde aufgeschüttet. Darunter  war der alte Boden noch knüppelhart. Das hatte ich bemerkt, als ich die  unterschiedlich dicht aufgegangenen Gurken versetzen wollte. In die  Kompostschicht bin ich mit dem Finger sehr leicht gekommen. Darunter  wurde es sehr schwierig, knüppelhart eben.
Die zweite Hälfte des Feldes habe ich so gelassen. Ich habe einige  Selbstaussäer aus anderen Gartenteilen zusammengesammelt und bunt  durcheinander gepflanzt. Mangold, Dill, Pflücksalat, Sonnenblume,  Ringelblume. Dazwischen habe ich Tomaten, Radieschen und Rote Beete  gepflanzt bzw. gesät. Dann habe ich die Zwischenräume ganz leicht mit  Rasenschnitt belegt. Immer wieder. Und immer nur ganz leicht. Das  aufgehende Unkraut wurde herausgezogen und abgelegt. Der erste  Rasenschnitt, den ich aufgelegt hatte, vertrocknete und lag sehr lange.  Im Laufe der Zeit verschwand der neu abgelegte Rasenschnitt dann  schneller. Ab und an habe ich mit Brennesseljauche gegossen. Und der  Boden ist tatsächlich schon ganz leicht - an der Oberfläche - krümeliger  und nicht mehr so hart. Bis auf den Mangold, der arge Schwierigkeiten  hat, scheinen auch alle Pflanzen ganz gut klarzukommen. Eine Riesenernte  hatte ich nicht, aber ich habe den Eindruck, was ich mit einer dicken  Kompostschicht erreicht habe, erreiche ich in einigen Jahren auch mit  leichtem Mulchen.
Geduld und Traditionsbruch
Auch wenn man natürlich an verschiedenen Stellen liest, wie gut und  nützlich leichtes Mulchen ist, so ist es doch schon schön, wenn man das  selbst erlebt. Und wenn man kleine Veränderungen selbst bemerkt, erkennt  man auch, daß Veränderungen nicht schnell wirken können, wenn sie  nachhaltig sind. Die einzige "Schwierigkeit" besteht eigentlich nur  darin, dies anderen zu erklären. Doch das ist wohl häufig so, wenn mit  einer Tradition gebrochen wird. Weitergabe von Erfahrung wird erst  (wieder) Tradition, wenn sich die Erkenntnis in der Menge verbreitet  hat. Ich beziehe mich dabei mit ein.
* Nachtrag
Es bleibt nicht aus, daß beim Düngen mit der Holzasche auch kleinere Stückchen Holzkohle mit in den Boden eingearbeitet werden. Diese wurden im Laufe der Jahre kleiner (vermutlich durch die Wintererosion) und ich bemerkte auch, daß sich an den kleinen Holzkohlestückchen Erde verklebte und der Boden insgesamt etwas feuchter erschien. Dies hatte ich aber eher so am Rande registriert, ohne daß ich damals daraus sofort weitere Schlüsse gezogen hatte.